»Das Ganze war auf einem wackeligen Fundament errichtet.
Ein Windstoß und alles würde in sich zusammenfallen.
Trotzdem: Wir mussten es riskieren. Also Augen zu und durch.«
Dein Name ist Romina Albrecht.
Als Schlagzeugerin der Rockband UNLIMITED träumst du vom großen Durchbruch und einer Karriere als Profi-Musikerin.
Ein Kuss in einem Berliner Club öffnet dir und deiner Band ungeahnt die Tür zur größten Bühne Deutschlands: Ihr dürft mit den ROCK LEGENDS auf Tour gehen – der angesagtesten Rockband des Landes!
Es gibt da nur einen Haken: deine Krankheit.
Um die Tour nicht zu gefährden, verheimlichst du alles.
Gleichzeitig gerätst du immer mehr in den Bann von Tony Seidler, dem charismatischen Lead-Gitarristen der ROCK LEGENDS.
Doch auch Tony verbirgt ein Geheimnis, das alles zu zerstören droht, was ihm wichtig ist. Während eure Gefühle füreinander immer tiefer werden, steht ihr vor gleich zwei entscheidenden Fragen:
Wie lange könnt ihr eure Lügen aufrechterhalten?
Seid ihr bereit, für Liebe alles zu riskieren?
Wir sind bereits im Tonstudio – stay tuned.
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– Prolog –
Ich hatte eben jemanden geschlagen.
Und zwar meinen eigenen Freund.
Zumindest war er das bis vor wenigen Sekunden gewesen. Jetzt würde ich ihn eher als meinen Ex bezeichnen.
Eigentlich hatte ich auf seine Zähne gezielt. Jetzt blutete seine Nase. Die rote Flüssigkeit sickerte zwischen seinen Fingern, die er sich vors Gesicht gepresst hielt, hindurch. Dabei schrie Pascal wie ein kleines Mädchen.
Ich hätte ihm noch einen weiteren Schlag verpasst, hätte sich sein dämlicher Schlagzeuger Sascha nicht dazwischengeworfen. Sein Pech. Jetzt bekam der den Schlag ab.
»Sag mal, tickst du noch ganz richtig?!«, brüllte mich Sascha an.
Ich hingegen konzentrierte mich auf meine Hand. Ich hatte keine Vorstellung gehabt, wie schmerzhaft es war, wenn man jemandem ins Gesicht boxte. Mit zusammengebissenen Zähnen ballte ich meine Finger zur Faust, spreizte sie wieder ab, schloss sie erneut. Fuck, tat das weh! Dabei müsste mein Körper doch ausreichend an Schmerz gewöhnt sein.
Ich blickte auf die rote Haut und meine leicht geschwollenen Knöchel. Vermutlich sollte ich das kühlen.
Aber erst mal musste ich hier weg. Sofort. Und das nicht nur, weil Sascha mit hasserfüllter Miene auf mich zusteuerte. Er hätte mich wohl in Stücke gerissen, hätte Pascal ihn nicht im selben Moment an der Schulter gepackt und zurückgezerrt. »Fass sie nicht an, kapiert?«, wies er seinen Drummer zurecht. Dann sah er wieder mich an. »Romy, hör zu, ich hab das eben –«
»Nicht so gemeint?«, ergänzte ich seinen schlechten Versuch, das zu entschuldigen, was ich ihm nie verzeihen würde. Niemals. Wie konnte er mir nur so was antun? Nach all der Zeit?
Sein Gesicht verschwamm in einem Meer aus Tränen, das meine Augen flutete. Zittrig atmete ich ein. Wollte noch etwas sagen, konnte aber nicht. Kein einziges Wort könnte ausdrücken, wie sehr er mich verletzt hatte.
Also schüttelte ich den Kopf, wandte mich ab und ließ beide stehen.
Kaum hatte ich Pascals WG-Zimmer verlassen, packte der meinen Arm. »Romy, jetzt warte doch bitte! Lass es mich erklären …«
Ruckartig entzog ich mich seinem Griff und wirbelte zu ihm herum. »Fass mich nicht an!«, wiederholte ich seine Worte an Sascha, diesmal gegen ihn selbst gerichtet.
Pascal zuckte heftig zusammen. Als hätte ich ihm eben noch eine verpasst. Ich hingegen starrte ihn wutentbrannt an. »Nie wieder. Kapiert?«
Zu seinem Glück unternahm er keinen weiteren Versuch, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Ich konnte ihn nicht mehr ansehen. Keine einzige Sekunde länger.
Also stürmte ich zur Tür seiner Wohnung und anschließend nach draußen auf den dunklen Flur. Ich fing an zu rennen. Und blieb erst stehen, als ich das Mehrfamilienhaus verlassen und am Ende der Straße um die Ecke gebogen war. Atemlos lehnte ich mich gegen die Hauswand, wo ich meinen Tränen freien Lauf ließ.
Während meine kleine, einigermaßen heile Welt in nur einer Minute zusammengebrochen war, drehte sich alles um mich herum weiter. Berlins Straßen waren trotz der späten Zeit niemals leer. Das Rauschen des vorbeiziehenden Verkehrs füllte meinen Kopf. Jemand hupte mehrmals. Von irgendwoher tönte der dumpfe Beat eines Rapsongs. Eine Gruppe Teenager lief an mir vorbei, laut lachend und wild durcheinanderredend. Sie schenkten mir keine Beachtung. Die Anonymität der Großstadt. Gleichermaßen tröstend wie traurig.
Ich war mir nicht sicher, was mir gerade mehr wehtat. Meine bescheuerte Hand oder mein bescheuertes Herz.
Ich hab’s dir doch gesagt.
Das wären Jonas’ Worte, wäre er hier. Garantiert. Etwas, das ich weder hören noch einsehen wollte. Und trotzdem war er es, den ich jetzt am dringendsten brauchte und um mich haben wollte. Ihn und die anderen Chaoten.
Schniefend zerrte ich mein Handy aus der Jackentasche hervor, öffnete WhatsApp und dort unseren Bandchat, in den ich das Wort TERMITENHAUFEN in Großbuchstaben tippte. Unser Codewort, falls mal etwas ganz, ganz Schlimmes passieren sollte. Bisher hatte es zwar noch niemand benutzt, aber ich fand meine jetzige Situation durchaus angemessen dafür. Anschließend drückte ich auf Senden.
Meine beste ‚Freundin war die Erste, die innerhalb von zwei Sekunden reagierte.
Lena: Romy, geht’s dir gut? Wo bist du gerade??
Parallel dazu rief sie mich an. Ich drückte sie weg. Bei meinem Geschluchze würde sie eh nichts verstehen. Stattdessen tippte ich.
Ich: Gut nicht, bin aber am Leben und unversehrt.
Janine war die Nächste, die sich einklinkte.
Janine: Was ist passiert??
Ich: Pascal ist passiert. Und meine Faust. In seinem Gesicht.
Während Lena mindestens zwanzig schockierte Emojis schickte, schrieb Jonas parallel dazu etwas in den Chat.
Jonas: Stark! Bin stolz auf dich, Kleine!
Wow. Eigentlich hatte ich mit etwas anderem gerechnet. Hatte ich ihn an der Stelle wohl falsch eingeschätzt.
Jonas: Aber ist ja nicht so, dass ich dir das nicht gesagt hätte.
Okay, doch nicht. Auch wenn an der Situation absolut gar nichts witzig war, brachte mich das trotzdem kurz zum Lachen.
Janine: JONAS!!! Meinst du, das hilft ihr gerade irgendwie weiter?!
Der Letzte, der sich für seine Verhältnisse geradezu zeitnah am Geschehen beteiligte, war unser Bassist.
Clemens: Krisensitzung in einer halben Stunde in der Dachkammer?
Lena: Aber so was von!
Jonas: Bin dabei.
Janine: Am Start! Ich bring Jakob mit.
Was hatte ich doch für wundervolle Freunde. Solche, die sofort alles stehen und liegen ließen, um für mich da zu sein und sich mit mir dafür in unserer Lieblingsbar zu treffen, die neben dem Proberaum schon zu einem zweiten Zuhause geworden war.
Als mir das klar wurde, stiegen mir neue Tränen in die Augen. Dieses Mal aber aus einem anderen Grund.
Ich: Leute, ich liebe euch. Ernsthaft.